Bereits 1906 gingen einige Musikanten mehrmals in der Woche nach Schörzingen zur Ausbildung. Im Jahre 1910 beteiligte sich die Kapelle unter Dirigent Johann Bregenzer aus Schörzingen beim Wertungsspiel in Trossingen. Der dort errungene 2a-Preis motivierte andere Musikliebhaber und die Kapelle konnte einen Aufschwung erleben. Die erste Vereinssatzung wurde am 15. Januar 1911 angenommen. Damals bestand die Kapelle aus 12 aktiven und 47 passiven Mitgliedern. Erster Vorstand war Hermann Reger und den Taktstock übernahm Lorenz Widmann. Bei allen weltlichen und kirchlichen Anlässen war die musikalische Begleitung nicht mehr wegzudenken. Die Erfolge der Anfangsjahre wurden bald von einer großen Krise überschattet. Nach einer Bürgermeisterwahl spaltete sich nicht nur die Gemeinde, sondern auch die Kapelle in zwei Lager. Neben der bisherigen „roten“ Kapelle entstand eine zweite „schwarze“ unter Dirigent Markus Amann. Beide wetteiferten nun Jahre miteinander. Zu Beginn des ersten Weltkriegs kehrten einige „schwarze“ Musikanten in die Hauptkapelle zurück. Ab dem Jahre 1916 ruhte das Vereinsleben, denn der Krieg forderte das Leben aktiver und passiver Mitglieder. Im Januar 1919 wurde der Verein wieder aktiviert und 1922 konnte er das oberschwäbische Gaumusikfest mit Wertungsspiel durchführen. Über 20 Vereine, darunter erstmals auch die Musikkapelle aus Rielasingen, gaben dem Musikverein die Ehre und boten eine beeindruckende Demonstration der Volksmusik.
Hinten von
links nach rechts: Ludwig Reger, Josef Herrmann (Schmied), Siegfried Widmann, Arthur Reger
Liegend von links nach rechts: Anton Muschal, Lorenz Widmann (des Roches)
Für die Kapelle brachte das Jahr 1924 die größten Erfolge. Nachdem schon beim Wertungsspiel in Wellendingen ein 1b-Preis erreicht wurde, gelang dann beim Wertungsspiel in Dauchingen einfach alles: mit 120 Punkten wurde in der höheren Abteilung ein 1a-Preis erzielt. Als Zeichen der Anerkennung wurde daraufhin der unermüdliche und so erfolgreiche Dirigent Lorenz Widmann als erstes Mitglied der Vereinsgeschichte zum Ehrenmitglied ernannt. Die folgenden Jahre waren sehr erfolgreich. 1941 kam das Vereinsleben bis Ende des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen. Eine Neugründung wurde dann 1946 vorgenommen. Da auch Lorenz Widmann ein Opfer des Kriegs wurde, übernahm Anton Muschal den Taktstock. Es ist ihm schnell gelungen, die aus dem Krieg heimgekehrten Musiker wieder zu einer harmonischen Einheit zusammenzuschließen. Musikalische Erfolge bewirkten, dass der Verein 1949 eine bis dahin nie erreichte Zahl von 123 Mitgliedern hatte. Im Jahre 1956 konnte das 7. Kreismusikfest des Kreises Rottweil anlässlich des 50-jährigen Jubiläums durchgeführt werden.
Dirigent Anton Muschal war es ein besonderes Anliegen, die Kapelle mit jungen Musikern zu verstärken. So konnte im Jahre 1965 erstmals mit der Ausbildung von Zöglingen begonnen werden. Nachdem Ehrendirigent Anton Muschal aus gesundheitlichen Gründen schon längere Zeit seine Musiker gebeten hatte, nach einem Nachfolger Ausschau zu halten, übernahm 1967 anlässlich eines Wunschkonzerts Ehrenfried Leibold den Dirigentenstab. Den Taktstock behielt er bis zum Beginn des Jahres 1991 in seinen Händen. Er bildete viele Jungmusiker aus, erreichte ein hohes musikalisches Niveau und erlebte mit der Vereinsführung bewegte Zeiten. Im Jahre 1970 gestaltete die Kapelle zum ersten Mal den Gottesdienst an Heiligabend und tut dies bis heute. Nicht immer war der Probenbesuch untadelig. Im Jahre 1973 berichtet die Chronik: „Der Dirigent beklagte sich über den schlechten Probenbesuch. Eine anberaumte Probe konnte wegen unzureichender Teilnahme überhaupt nicht stattfinden“. Auch in der Vereinsführung waren einige Krisen zu bewältigen. So wird im Jahre 1973 berichtet: „Nachdem am Sonntagmorgen beim Aufstellen des Gestühls einige Ausschussmitglieder sich über die kurzfristige Improvisation wunderten, erklärte K.H. Götz nach einer kurzen Auseinandersetzung seinen Rücktritt und brachte kurz darauf sein Rücktrittsschreiben.“ Beim Jugendkritikspiel im Jahre 1976 in Gosheim „trugen die Jungmusiker trotz teilweiser Nervosität ihr Musikstück so hervorragend vor, dass sie mit der Note gut bedacht wurden.“ Die erste Teilnahme der Musikkapelle am Weinfest in Schörzingen war im Jahre 1977. Zum 75jährigen Jubiläum richtete der Verein 1981 das Kreismusikfest mit Wertungsspiel aus. Hierbei erhielt das damals noch einzig lebende Gründungsmitglied August Biermann das Landesehrenzeichen in Gold. Der erste Kontakt mit dem Musikverein Wilflingen bei Riedlingen wurde im Jahre 1984 geknüpft und bis heute bestimmen gegenseitige Besuche die Verbindung. Beim Jugendkritikspiel 1985 in Tuttlingen „durften mit der Bewertung gut – befriedigend alle mit dem Erreichten zufriedensein.“ Als der Landkreis Rottweil eine Mülldeponie im Aspen plante, unterstützte die Kapelle die dagegen angehende Bürgerinitiative indem sie beim „Aspenfest“ 1985 die Gäste unterhielt. Selbst auf nationaler Ebene zeigten sich 4 Wilflinger Musikanten, als sie mit dem Kreisjugendblasorchester beim damaligen Bundeskanzler Kohl in Bonn aufspielten. Auch im Jahre 1986 diente Wilflingen als Tagungsort für die Haupttagung des Musikkreises. Die Kompetenz unserer Musikanten wurde mit unter Beweis gestellt, als sich im August 1987 eine „kleine Besetzung“ bildete, die dann verschiedene Auftritte absolvierte. Beim Kreismusikfest mit Wertungsspiel erhielt unsere Kapelle 1988 das Prädikat I. Rang mit Auszeichnung.
Hintere
Reihe von links nach rechts: Erwin Rottler, Elmar Reger, Josef Leibold, Gebhard Rottler, Albert Leibold, Fred Götz, Hugo Amann
Mittlere Reihe von links nach rechts: Armin Schneider, Dieter Giesser, Herbert Seemann,Karl-Heinz Leibold, Herbert Götz, Robert Muschal, Oswin Angst, Hubert Muschal
Vordere Reihe von links nach rechts: Günther Amann, Alfons Leibold, Josef Reger, Ehrenfried Leibold, Albert Angst, Dieter Amann, Julius Amann
Folglich wundert es nicht, dass der Musikverein 1990 bei der Radiosendung „Morgenläuten“ musikalische Grüße in das Land sandte. Im Januar 1991 übernahm Georg Kopf von Ehrenfried Leibold den Dirigentenstab. Unter seiner Führung eröffnete die Kapelle 1991 zum 85-jährigen Jubiläum den musikalischen Teil. Doch schon im Januar 1995 übergab Georg Kopf den Dirigentenstab an Wolfgang Borho. Bei der 900-Jahr-Feier Wilflingens ließ der Musikverein die Geschichte noch einmal aufleben und unsere Musikanten verkörperten die damalige „Rote Kapelle“, der Musikverein Feckenhausen die „Schwarze Kapelle“. Sie behinderten sich zur Belustigung der Zuschauer beim Musizieren gegenseitig. Das 90-jährige Jubiläum wurde 1996 gemeinsam mit 22 Gastkapellen gefeiert. Als der wiedergegründete Kirchenchor 1998 sein zehnjähriges Bestehen feierte, wurde beim gemeinsamen Konzert in der Kirche ein interessantes und abwechslungsreiches Programm geboten. Im selben Jahr gab das Kreisverbandsjugendblasorchester in Wilflingen ein anspruchsvolles Konzert. Nach nur drei Jahren Tätigkeit gab Wolfgang Borho 1998! den Dirigentenstab an unseren heutigen musikalischen Leiter Manuel Morales weiter. Er führte die Kapelle beim Wertungsspiel 1999 in Schömberg so, dass im Protokollbuch zu lesen ist: „Als dann das Ergebnis mit der Note sehr-gut bekannt wurde, brachen alle Musikanten in Jubel aus. Immerhin hatte unsere Kapelle unter 11 mitwirkenden Kapellen mit 94 Punkten die Höchstpunktzahl erreicht.“ Ein besonderer Höhepunkt im Jahr 2004 war die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes auf dem Dreifaltigkeitsberg Spaichingen. Die Konzerte, gemeinsam mit Gastkapellen, die jedes Jahr stattfanden, zeigten auf, dass das Niveau unserer Musikanten immer hoch war und hoffentlich bleiben wird.